Schwendi-Kaltbad Webcam

Entstehung des Kalten Bades in der Schwendi 

An der wilden Schlieren-Quelle
In des Berges Tannennacht,
Sass einmal ein Hirtenknabe,
Hielt bei seinen Geisslein Wacht!

 Ziegenmilch und Heidelbeeren
Und ein Stücklein trocken Brot
Machten seine Mittagstafel,
Schützten ihn vor aller Not.

Munter führte er die Herde
Durch das hohe Heidekraut,
Lockte sie zum Heimwärtskehren
Einzig durch des Hornes Laut.

Als er einmal in dem Grase
Hingestreckt in Ruhe schlief,
Weckte ihn ein Klaggewimmer
Aus dem Walde feucht und tief.

Und ein Hirschlein sieht er hinken
Einsam schleppt’s sich müd und lahm,
Bis es über Sumpf und Hügel
Einer Quelle nahe kam.

 Und er sieht’s in Brünnlein steigen,
Sicht wie es sich badet drinn.
Und das alles, dünkt ihn wäre
Für das Hirschlein gross Gewinn.

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Muntrer stieg es aus der Quelle
Rascher ging es durch den Wald,
Seltener sein Klaggewimmer
Aus dem Dickicht mehr erschallt.

Und so kam es alle Morgen
Nahm beim Brünnlein frisches Bad,
Bis das Bein ihm ganz gesundet,
Bis es lief den andern Pfad.

Auch den Hirten dünkts beim Trinken
Nicht wie andere Wässerlein,
Er erzählte was geschehen
Mit des Hirschleins kranken Bein.

Doch nicht lange ging die Kunde
Von dem Hirsch von Mund zu Mund,
Brachten Leute ihre Presten,
Wuschen sich im Quell gesund.

 Aus der dürftigen Bretterhütte
Ward alsdann ein wirklich Haus,
Dorthin wandern viel Geplagte,
Und Gesunde ziehen aus.

Wem nach langem Krankenlager
Mangelt noch des Körpers Kraft
Komme hier zum kalten Bade
Das ihm neues Leben schafft.